Weitere internationale Pressestimmen zum den Achtelfinalspielen von gestern:
Kolumbien - England (1:1 n.V., 3:4 i.E.)
ENGLAND
"The Sun": "Hand of Jord. England hat gestern Nacht endlich ein Elfmeterschießen gewonnen - dank einer sensationellen einhändigen Parade von Jordan Pickford. England gewinnt ein Elfmeterschießen - eine Schlagzeile, von der Sie dachten, dass Sie sie niemals lesen werden."
"The Times": "England ist unter den besten Acht (durch Elfmeterschießen!). Der Sieg markiert einen Wendepunkt für das Team, dessen Fehlschüsse bei Elfmetern sich über die letzten 30 Jahre in das Gedächtnis der Fans eingebrannt hatten."
"The Guardian": "Es war ein euphorisches und nervenaufreibendes Finale. Ja, es wäre zu gefährlich, sich jetzt hinreißen zu lassen, aber genau hier und gerade jetzt: Zur Hölle mit jedem, der auf Zurückhaltung besteht. England ist im Viertelfinale, und die Weltmeisterschaft eröffnet plötzlich alle Möglichkeiten."
"Mirror": "Kommt der Fußball jetzt endlich nach Hause?! Fans im Norden und Süden Englands strömten auf die Straßen und feierten durch die Nacht nach dem Sieg."
KOLUMBIEN
"El Tiempo": "Für Kolumbien endete der Zug nach Russland in Moskau. Yerry Mina ist nach Paul Breitner und Andreas Brehme der dritte Verteidiger, der bei einer WM drei Tore erzielt."
"El Espectador": "Ein Karussell der Emotionen, von der Illusion zur Bitterkeit. Die Parade des englischen Torhüters war wie ein Keulenschlag. Ein Schlag auf die Niere und dann aufs Kinn."
"El Colombiano": "Bedrückender Verrat am Spielstil und Abhängigkeit vom Glück - das waren die Sünden Pekermans. Augenscheinlich weckte das Fehlen der Nummer 10 alle Ängste. Das Team zeigte sich unterlegen, ohne Freude, ohne Tanz."
"El Pais": "Gracias, Krieger. Kolumbien liebt euch. Kolumbien verließ die WM nicht wie erhofft durch das große Tor, aber auch nicht durch die Hintertür. Auf dem letzten Meter ging alles verloren."
SPANIEN
"Marca": "England gewinnt beim Russisch Roulette und vertreibt seine Geister. Kolumbien stirbt stehend im Elfmeterschießen. James Rodriguez fehlte an allen Ecken und Enden, wer weiß, wie es mit ihm verlaufen wäre."
"AS": "Die dramatischste Weltmeisterschaft aller Zeiten hat uns wieder mal eine denkwürdige Nacht geschenkt. England hatte bis dato nur eins von sieben Elfmeterschießen für sich entschieden. Das Fehlen von Bayern-Star James Rodriguez hat sich auf die Spielanlage Kolumbiens bemerkbar gemacht."
"El Mundo Deportivo": "England beendet den Fluch des Elfmeterschießens. Yerry Mina, das "Goldköpfchen" Kolumbiens, erzwingt die Verlängerung im letzten Moment. Die Kolumbianer brachten sich um ihren Lohn mit den beiden letzten, verschossenen Elfmeter. England ist seinem WM-Traum ein Stück näher gekommen."
Schweden - Schweiz 1:0
SCHWEDEN
"Aftonbladet": "Es war ein Fußball-Team, das klar besser war als das andere. Ein Team, das alles zu meistern scheint, was die Fußball-Welt ihm in den Weg stellt. Wer zur Hölle ist Mbappé? Wir haben Gustav Svensson. Wenn die Welt Schweden stoppen will, sollte nächstes Mal ein besserer Gegner her."
"Expressen": "Wir haben gewartet und gewartet und eigentlich nur auf ihn. Vielleicht hat sich die WM für Emil Forsberg geöffnet, vielleicht hat ihm ein fremder Fuß geholfen. Und in diesem Moment hat er einen Erfolg besiegelt, der im schwedischen Fußball für immer bleiben wird. Natürlich ist das weit gedacht, aber man kann ja fantasieren. Das wird wirklich verrückt."
SCHWEIZ
"Blick": "Die Schweiz hat nicht komplett versagt, sie hat das absolute Minimalziel erreicht. Mehr nicht. Das Sommermärchen platzt wie eine Seifenblase. Eine solch historische Chance, eine solch glänzende Ausgangslage mit einem solch biederen Gegner und besten Perspektiven bis hin zu einem WM-Final kommt für diese Generation nie mehr. Man kann und darf einen WM-Achtelfinal verlieren. Aber nicht so. Nicht so billig. "
"Neue Zürcher Zeitung": "Das Scheitern hat System. Sie dachten groß an diesem WM-Turnier, die Schweizer Fußballer, aber als es darauf ankam, spielten sie klein. Die Schweizer Nationalmannschaft der Neuzeit ist eine Erfolgsstory. Aber sie trägt schwer an ihrer Geschichte des immer wiederkehrenden Scheiterns."
"Tagesanzeiger": "Sie sind nicht so gut, wie sie selbst meinen und sagen. Wären sie es, dürften sie sich über den Einzug in den Viertelfinal dieser WM freuen. Und sie ständen auch nicht voller Bitterkeit vor der Frage: Wie konnten sie diesen Achtelfinal bloß verlieren, gegen dieses Schweden?"
"Aargauer Zeitung": "Der ewige Frust über das Ausscheiden der Schweizer Nati. Die Probleme im Schweizer Spiel waren offensichtlich. Es gelang kaum einmal im Ansatz, für Gefahr zu sorgen."
Spieler, Trainer und Umfeld Kolumbiens sind nicht bloß enttäuscht, sondern auch ziemlich wütend auf Schiedsrichter Mark Geiger:
Stürmer Radamel Falcao fluchte: "Der Schiedsrichter war eine Schande. Es ist schon komisch, dass er nur Englisch auf dem Platz sprach. Da ist sicher schon ein Stück Parteilichkeit dabei", sagte Falcao: "Es war mehr als deutlich, dass er im Zweifelsfall immer für England gepfiffen hat."
Coach José Pékerman beklagte, dass die ständigen Reklamationen, Foulspiele und Nickligkeiten im Fußball überhand genommen hätten. "Ich möchte über Fußball sprechen, aber wir haben ein schwieriges Match gesehen» sagte der 68-Jährige. Die kampfbetonte Partie war immer wieder von Schiedsrichter Mark Geiger unterbrochen worden. Pékerman empfand das als Nachteil: "Wenn ein Team einen bestimmten Stil spielt, sind solche Unterbrechungen nicht zu begrüßen. Das hat uns sehr wehgetan", sagte der frustrierte Coach.
Der verletzt fehlende Starspieler James Rodríguez reagierte ohne Worte:
Franz Beckenbauer hat sich positiv dazu geäußert, dass Joachim Löw Bundestrainer bleibt. "Es ist eine vernünftige Entscheidung", zitierte die "Bild"-Zeitung den ehemaligen Teamchef. Beckenbauer sieht nun die Spieler in der Pflicht. "Ich hoffe, dass die Mannschaft künftig voll mitzieht", sagte er.
Die ARD überträgt das dritte und vierte WM-Viertelfinale am Samstag. Um 16 Uhr Schweden-England, in der Abendpartie Russland gegen Kroatien.
Wer weiß, wie Kolumbien gespielt hätte, wäre James Rodríguez fit gewesen. Nun drohen dem nächsten südamerikanischen Team ähnliche Stürmersorgen: Edinson Cavani, der Uruguay mit seinen zwei Toren ins Viertelfinale schoss, droht am Freitag gegen Frankreich auszufallen. Er kämpft mit einer Wadenverletzung.
"Ich gehöre zu den drei Millionen Uruguayern, die auf Edi hoffen", sagte Uruguays Top-Stürmer Luis Suárez über seinen kongenialen Sturmpartner. Wann immer bei den vergangenen Weltturnieren einer der beiden nicht spielte, war Uruguay erfolglos. "Das uruguayische Dilemma", titelte die Zeitung "El Observador". "Wenn der eine fehlt, ist der andere verloren."
Nun hängt also alles an einem 48x29x17 Millimeter großen Bluterguss, gestaut in der Wade von Cavani. Das geht aus dem Untersuchungsergebnis von Doktor Ponomarewa aus der Azdor-Klinik in Nischni Nowgorod hervor.